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AutorenbildGideon Franck

Mehr Energie und Lebensfreude trotz chronischer Schmerzen: Der Hängemattentag

Aktualisiert: 15. Juni 2022


Kennst du das auch? Wenn du mal einen guten Tag hast, musst du all das aufholen, was liegen geblieben ist. Oder du fängst schon an vorzuarbeiten, weil es ja bestimmt bald wieder schlechter wird und die Schmerzen dich daran hindern.

Und, zack, tappen wir in die Falle: schnell machen wir zu viel, zu hektisch und die Schmerzen kommen mit Getöse über uns. In diesem Artikel erfährst du, was du ganz konkret tun kannst um dieser Falle zu entgehen und mehr Energie und Kraft anzusammeln.


Als chronische Schmerzpatienten sind wir naturgemäß nicht jeden Tag so leistungsfähig wie vielleicht andere. Aber, wenn es uns dann besser geht, geben wir gerne so richtig Gas. Wir wollen die Pflicht erledigt haben aber auch gerne noch eine zumindest kleine Kür dranhängen. Dummerweise provozieren wir so häufig die nächste Schmerzattacke oder Schmerzverstärkung. Dadurch geraten wir in einen Kreislauf von Stress, Aktivität, Schmerz und Genesungszeit, in dem wir immer weiter feststecken und nichts tun können. Der Hängemattentag ist eine Methode um wieder mehr Ballance herzustellen und Energie zu bekommen. Klingt verlockend? Ist es auch!


Pause wenn es mir gut geht

Wieso vieles haben wir Psychologen auch den Hängemattentag von unseren Patienten gelernt - und ich von meiner damaligen Chefin und lieben Freundin Hanne Seemann. Sie hat ihn, nachdem ein Patient ihr dieses Geheimnis verriet, selber gut praktiziert. So kam es durchaus vor, dass ich an der Arbeit zu ihr wollte, sie nicht vorfand und dann im Sekretariat gesagt bekam: "Die Hanne macht einen Hängem... Sie ist krank!" Sie nutzte den guten Tag, um im Garten Rosen zu schneiden

oder Ähnliches, was sie mochte.

Und die Logik von diesem Vorgehen ist einfach bestechend. Die Idee ist simpel, aber für viele nicht ganz einfach durchzuführen, weil uns unser Kopf oft im Weg steht: Wenn es Dir gut geht, mach das, was Dir gut tut! Da springt unser Verstand meist in die Bresche und erzählt uns einen von wegen: „Das ich muss doch! Dafür habe ich jetzt keine Zeit! Das kann ich so nicht liegen lassen! Wer bin ich denn, wenn ich schon das nicht schaffe. Was denken die Anderen?“ Kennst Du das?

Die zentrale Frage ist hier aber: Wer bin ich denn, wenn ich all das schaffen muss, zusätzlich Schmerzen habe, das ich mich die ganze Zeit dafür durchs Leben peitsche? Schonmal bemerkt, dass Schmerzen viel Energie kosten?

Tatsächlich wissen wir schon lange, wie wichtig Pausen sind. Die Fortgeschrittenen unter uns Schmerzpatienten haben das meist durch viel Leid selber lernen müssen. Nun gibt es aber die Strategie der Hängemattentage und diese beruht darauf, dass wir eine Pause machen, wenn es uns gut geht. Dafür entschuldigen wir uns von allem, was dem im Weg stehen könnte. Wie bitte? Was, was, was? Ist der Gideon jetzt irre? Warum soll ich ausgerechnet da pausieren, wenn es mir gut geht?


Der Körper lernt den Zusammenhang zwischen Aktivität und Schmerz

Die Idee ist, dass wir normalerweise erst dann Pause machen, wenn unser Körper es nicht anders zulässt. Dann erholen wir uns und kommen hoffentlich auf unser altes Energieniveau zurück. Wenn wir uns dann aber überfordern, lernt unser Körper ganz flott den Zusammenhang zwischen Aktivitäten und den Schmerzen. Ja, genau, so wie Blog zum Autopiloten beschrieben, fangen wir ganz automatisch an auf bestimmte Gedanken und Verhaltensweisen mit Schmerz zur reagieren. Das ist ein Teil des Schmerzgedächtnisses. Unser Körper merkt sich, was ihm nicht gut getan hat. Das führt dazu, dass er uns auf die lange Sicht die Schmerzen immer schneller und zuverlässiger zur Verfügung stellt, sobald wir aktiv werden. Diese Erfahrung machen viele, viele Schmerzpatienten. So fühlen wir uns eingeschränkter und haben nicht selten die Idee, dass sich unser Körper uns gegenüber wenig loyal und eher unfair verhält.


Geschickte Pausen

Wenn wir jetzt die Pausen aber geschickt legen und in dieser Zeit genau das machen, was uns zu diesem Zeitpunkt gut tut, erlangen wir nach und nach einen Überschuss an Energie. Das passiert natürlich nicht, wenn wir das einmal machen und Pause heißt auch nicht immer, dass ich die Beine hochlegen muss. Das ist eine Sache, die in unseren Alltag eingeflochten werden sollte.

Und was heißt das jetzt, die Pause geschickt legen: gemeint ist damit, dass wir uns, und das ist ganz ernst gemeint, wirklich frei nehmen und die Dinge tun, die uns gut tun, wenn es uns gerade gut oder besser geht. Wenn es passt, Dich einen Tag in die Hängematte legen, oder zumindest so lange wie Du es genießen kannst. Du kannst Dich mit anderen treffen, genüßlich einen Kaffee oder Tee trinken, die Augenschließen und Musik hören, Sport machen, im Garten tätig sein, ein Bild malen, mit einer Freundin oder einem Freund frühstücken oder zum Sportplatz gehen, ein Konzert besuchen, in ein Museum gehen, an der Spielekonsole zocken und, und, und. Zentral ist, dass du nicht einfach nur abhängst, sondern etwas machst, das dir wirklich gut tut und was du wertschätzen kannst. Für wie lange du das machst, entscheidest du. Vielleicht ist es ein ganzer Tag, vielleicht aber auch nur ein paar Stunden.

Dein Kopf wird Dir in die Quere kommen

Jetzt höre ich schon beim Schreiben den Aufschrei, obwohl ich am anderen Ende des Computers sitze: "Das kann man doch nicht machen! Wie soll ich da überhaupt noch was hinkriegen? Ich kann doch nicht so einfach blau machen! Ich habe doch meine Pflichten!“


Lass mich einfach einmal Gegenfragen stellen: Hast du mit der bisherigen Strategie weniger Schmerzen? Hast Du bemerkt ob Du mit Deiner momentanen Strategie über die Zeit eher immer mehr oder weniger hinbekommen hast? Macht Dich das leistungsfähiger? Und wie gut hat sie eigentlich funktioniert um dein Leben besser Leben zu können? Tatsache ist: es ändert sich nichts, wenn du nichts anders machst!

Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Leute schon fast allergisch auf diesen Vorschlag, ihre gute Zeit auch gut zu verbringen, reagieren. Natürlich gibt es Pflichten und wichtige Dinge im Leben, die wir alle erledigen sollten soweit wir können - da stimmen wir wahrscheinlich alle überein.Nur, wie sieht ein Leben aus, das aus einem Kreislauf von Schmerz - Pflicht - Schmerz - Pflicht... besteht? Willst Du wirklich so ein Leben führen?

Sei Dir immer bewusst: Du kannst wählen! Du musst keinen Hängemattentag machen. Du kannst aber vielleicht einfach ein wenig damit herumexperimentieren und schauen, ob Dir das nicht ein wenig Lebenszufriedenheit und Energie zurück gibt. Das Geheimnis ist nämlich, dass Du mit mehr Energie und Zufriedenheit auch in der Lage bist, letztendlich mehr zu schaffen. Du schlägst mit dem Hängemattentag also zwei Fliegen mit einer Klappe - mehr Energie und mehr Leistungsfähigkeit. Einfach nur, weil Du eine geschickte Pause machst. Wieviel und was Dir dabei gut tut und Energie gibt, kannst nur Du herausfinden - probier es aus! Manchmal brauch man ein paar Anläufe.


Also: Hängemattentag heißt, Du nimmst Dir Zeit etwas Gutes für Dich zu tun, wenn es Dir auch gut geht! Dafür entschuldigst Du Dich von allem, was sonst dran gewesen wäre und machst Dir eine schöne Zeit. Ja, ernsthaft! Mach genau das! Was Du dabei tust und für wie lange, bestimmst alleine Du!


Nimm Dir jetzt einen Moment Zeit und schreibe für Dich auf, was Du an einem solchen Tag tun würdest! Schieb es nicht auf! Nimm Dir jetzt einen Zettel und einen Stift und mach eine Liste - je länger, um so besser!


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