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Erfahrungsbericht: „Schritt ins Leben“ - eine Reise zu mir selbst!

Aktualisiert: 15. Juni 2022

Im folgenden Bericht erzählt Svenja von ihren Erfahrungen im Live-Kurs.


Inhaltsangabe


Seit über 40 Jahren lebe ich mit Migräne, einer unheilbaren neurologischen Erkrankung, die seit 13 Jahren einen chronischen Verlauf genommen hat. Ärzte sagten, ich sei Schmerzpatientin. Wie ein Stigma trug ich das jahrelang mit mir rum. Ärzte sagten auch, damit müsse ich leben, aber sie sagten mir nicht, wie das gehen könnte.


Und der Schmerz war schon immer fies

Er tat weh wie verrückt, isolierte mich, machte mich empfindlich gegenüber allem und jedem. Ich fühlte mich ständig unverstanden und ungerecht behandelt. Es war so unfair. Ich musste permanent Unternehmungen und Spaß mit Freunden absagen und mich erklären. Ich saß andauernd in irgendwelchen Wartezimmern bei immer neuen Ärzten, Physiotherapeuten, Heilpraktikern, Wunderheilern und das zerrte an meinen Kräften.


In der Schule, im Studium und später im Job konnte ich nicht immer so leistungsfähig sein, wie ich wollte. Alles war oft über die Maßen anstrengend. Auch der Umgang mit all den Tipps und Ratschlägen von Familienmitgliedern, Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen, was sie mal irgendwo, irgendwie gehört oder gelesen hatten, bedeutete großen Druck. Ich wusste, sie meinten es gut, aber bei mir kam auch an, ich funktionierte nicht so, wie ich sollte. Und hätte ich alles ausprobieren wollen, was mit geraten wurde, wäre ich wohl heute noch nicht fertig.


Und dann musste ich mich auch noch mit meinen Schmerzen beschäftigen, wenn sie gerade mal nicht da waren. Schmerztagebuch führen, heißt das, also genauestens notieren, wann, warum, wie lange, wie stark, an welcher Stelle genau, mit welchen Begleiterscheinungen usw. meine Schmerzen auftraten. Welche Medikamente ich wann genommen und wie sie gewirkt hatten. Ich musste darüber nachdenken, was ich besser hätte tun oder lassen sollen und mich dann mit meinem schlechten Gewissen herum quälen, weil ich nicht diszipliniert genug oder insgesamt einfach nicht gut genug gewesen war. Gefühlt MUSSTE ICH immer irgendwas.


Aber ich wollte die Migräne loswerden, unbedingt

Manchmal versuchte ich sie zu ignorieren, ich beschimpfte sie und damit auch mich und ich kämpfte wie verrückt. Jahrelang. Gegen den Schmerz und gegen mich. Die Ärzteschaft bestärkte meinen Kampf, indem sie ihn mit immer neuen Mitteln behandelte. Bereits vor einigen Jahren konnte ich eine ganze DIN A4 Seite eng beschrieben mit Medikamenten füllen, die ich bis dahin eingenommen hatte. Die zahllosen alternativen Therapieversuche leerten erst die Taschen meiner Eltern und später die meinen. Ich hatte wöchentlich zu meiner 40-Stunden-Arbeitswoche eine 20-Stunden-Woche im Kampf gegen die Migräne.


Außerdem gewöhnte ich mir einige Verhaltensweisen an, die mir zwar kurzfristig halfen, langfristig aber nicht gerade förderlich waren. So hielt ich die Migräne aus, versuchte sie zu ignorieren und quälte mich dabei durch so manchen Termin, nur um angemessen gesund und leistungsfähig zu sein. Bei Verabredungen neigte ich dazu, gar nicht erst zuzusagen oder blieb vage in meinen Aussagen in der Erwartung, sowieso absagen zu müssen. Oder ich verließ Partys, Veranstaltungen, Geburtstagsfeiern usw. früher als ich eigentlich gewollt hätte und obwohl ich im Grunde eher eine Nachteule bin als der frühe Vogel, aus lauter Angst vor dem nächsten Migräneanfall.


Nach einer Attacke, die mich in der Regel für drei Tage aus dem Verkehr zog, begann ich umso mehr zu arbeiten, mich zu engagieren, Sport zu treiben, den Haushalt auf Vordermann zu bringen usw., um die verlorene Zeit irgendwie aufzuholen. Die regelmäßig notwendigen Ruhepausen gönnte ich mir nicht, um mein Pensum zu schaffen. Die nächste Attacke war so vorprogrammiert, aber ich hatte kein Handwerkszeug, um irgendetwas zu verändern. Meist waren mir die Abläufe nicht mal bewusst.


Erst als ich aufgrund eines 8-wöchigen Status migraenosus (also eine andauernde Migräneattacke mit ununterbrochenen Schmerzen stärker 6 auf der Schmerzskala von 0-10) in eine mittelgradige

depressive Episode gefallen war, bekam ich überhaupt Psychotherapie. Aber auch hier ging es darum, was ich tun könnte, um den Schmerz zu lindern, ihn zu bekämpfen oder ihn zu vermeiden. Hilflosigkeit, Frustration, Angst, Wut, Resignation – alles Gefühle, die mich zu der Zeit beherrschten.


Bevor ich auf Gideon und sein „Schritt ins Leben“ traf, war ich stets beschäftigt mit meinem Krankheitsbild, der Identifizierung der Schmerzverursacher, den Schmerzsymptomen, der Schmerzbehandlung usw. Alles drehte sich rein um den Schmerz. Aber hatte mir das ausreichend geholfen? Die bittere Erkenntnis war: Unterm Strich nicht. Der Schmerz war nur immer schlimmer geworden und ich konnte immer weniger gut mit ihm umgehen.


Wissen ist die Grundlage für jede erfolgreiche Strategie, dem stimme ich vollkommen zu. Muss sich dabei alles um den Schmerz also das Problem drehen? Nein, das muss es nicht! Lange war ich auf der Suche nach einer Alternative. Ich wollte mehr Leben.


Gideon mit „Schritt ins Leben“ hat mir gezeigt, wie das geht

Heute kann ich sagen: „Mehr Leben? Schau dich um, höre zu, spüre in dich – Du bist mittendrin und du hast es in der Hand!“.


Ich bin nicht schmerzfrei und der Schmerz ist immer noch fies. Zudem habe ich mehr Schmerztage im Monat als mir lieb ist, aber mein Fokus ist ein anderer geworden. Ich bin glücklich (meistens) und ich bin überzeugt davon, dass jeder die Fähigkeit erlernen kann, glücklich zu sein, ganz unabhängig von den Lebensumständen.


Meine wichtigste Erkenntnis ist

Wir brauchen mit Leben nicht zu warten, bis wir keine Schmerzen mehr haben. Ganz im Gegenteil!


Heute kann ich meine Aufmerksamkeit mehr darauflegen, was mir Spaß macht, wo mein Körper sagt: Ja, so ist es genau richtig, so gefällt mir das. Ich bin handlungsfähiger geworden. Ich hadere nicht mehr ständig mit meinem Schicksal, habe die Migräne als Teil von mir anerkannt.


Mein Gehirn tickt ein bisschen anders und braucht ein besonderes Pflegeprogramm, um gut zu funktionieren. In unserem schnelllebigen Alltag ist das nicht immer leicht und ich habe längst nicht immer den Dreh´ raus. Aber ich weiß, an welchen Stellschrauben ich überhaupt drehen kann. Und ich kommuniziere viel mehr mit meinem Umfeld, darüber wie es mir geht und was mir hilft. So bekomme ich auch von dieser Seite mehr Verständnis und Unterstützung, was mir sehr gut tut.


Dabei musste ich für mich erst mal herausfinden, was mir wirklich wichtig ist und was ich eigentlich will. Solange hatte ich mich immer nur damit auseinandergesetzt, was ich aufgrund der Schmerzen nicht kann, dass es für mich völlig ungewohnt war, danach zu schauen, was ich kann.


Außerdem läuft Schmerz nicht nur auf der körperlichen Ebene ab. Unsere Gedanken und Gefühle spielen eine wichtige Rolle. Diese sind allzu oft negativ gefärbt und tauchen „natürlich immer“ zu den ungünstigsten Zeiten aus heiterem Himmel auf, ob ich will oder nicht.


Und dann kommt auch noch das Verhalten dazu. Viele bewusste Handlungen sowie die völlig automatisch ablaufenden Aktionen. „Schritt ins Leben“ nennt das den Autopiloten.


Was ich im Kurs gelernt habe

Ich weiß jetzt, wie ich meine Gedanken und Gefühle überhaupt erst einmal bemerken kann, um mich dann zu entscheiden, wie ich mit ihnen umgehen möchte. Und ich habe Handlungsalternativen für mich entwickelt, mit denen es mir besser geht und die mich mit dem Gefühl „Leben“ verbinden und nicht mit dem Gefühl „Funktionieren“. Das hat meine Lebensqualität deutlich verbessert. Vor allem hat mir diese Fähigkeit viel von dem Ohnmachtsgefühl genommen, welches ich vorher oft verspürt hatte.


Ich bin für mich zu einer Expertin meines chronischen Schmerzes geworden, habe gelernt, dass er ein Anzeiger meines Körpers ist, dass etwas nicht stimmt. Und sich daher nicht so einfach bekämpfen lässt, weil mein Körper überleben will. Das hat durchaus was für sich und ist was Nettes. Auch das habe ich gelernt. Und das war eine fette Kröte, die ich da schlucken musste.


Das Programm hat mich mit vielen Therapieversuchen, auch den schulmedizinischen, versöhnt. Nichts war oder ist umsonst und kann auch nach wie vor sinnvoll und nötig sein. Medikamente, Physiotherapie, was auch immer, solange ich ein gutes Gefühl habe und mich nicht verbiegen muss, um es umzusetzen.


Es ist mein Leben! Ich bin mittendrin, muss nicht erst irgendwas erreichen, um mir dann die Erlaubnis zu geben, zu leben. Und ich bin diejenige, die zu einer Verbesserung meiner Lebensqualität am meisten beitragen kann.


Ich muss nicht tun, was andere von mir erwarten. Ich kann mir Ratschläge – auch ärztliche – anhören und dann meine eigenen Entscheidungen treffen. Wenn ich ein neues Medikament ausprobieren möchte, dann tue ich das nicht, weil mir ein Arzt dies gesagt hat, sondern weil ich für mich die Überzeugung gewonnen habe, dass das richtig ist. Wenn ich mich hinlegen möchte, dann tue ich das nicht, weil ich mich den Schmerzen ausgeliefert fühle oder weil ich irgendetwas vermeiden möchte, sondern weil es mir jetzt gut tut.


Und ich habe mir einen Satz hinter die Ohren geschrieben, den ich ehrlich gesagt nicht immer so ganz umsetze, den ich aber für entscheidend halte: Weniger reden, mehr machen!


„Schritt ins Leben“ hat mich mit Gleichgesinnten zusammengebracht

Menschen, die mit Schmerzen umgehen müssen sind Menschen, die mich besser verstehen, meine Sorgen und Ängste nachvollziehen können oder sie sogar teilen, weil sie sich mit ähnlichen Themen auseinandersetzen müssen. Jeder hat seinen eigenen Weg zu gehen, aber in der Gruppe habe ich Unterstützung erfahren, mich gut aufgehoben und gestärkt gefühlt.


Der Kurs ist dabei so aufgebaut, dass man von Anfang an mittendrin ist. Es brauchte Mut und etwas Ausdauer mich mit den Dingen zu beschäftigen, die mein Leben bestimmen und die mich von dem Leben abhalten, dass ich eigentlich leben will. Und es brauchte ein paar AHA-Erlebnisse um mir einzugestehen, was ich wirklich will.


„Schritt ins Leben“ hat mich eindeutig weitergebracht. Ich habe sehr viel über mich gelernt. Was ich wann warum mache und warum mich manche Verhaltensweise immer zum selben Ergebnis führen.


Alle Übungen, die wir in den Gruppentreffen durchgeführt haben, hatten konkreten Mehrwert für mich. Dabei konnte Gideon als Experte und selbst Schmerzpatient alle Themen mit eigenen Erfahrungswerten untermauern, was sehr hilfreich war. Er war Teil unserer Gruppe.


Am Ende der Treffen gab es immer Wochenhausaufgaben. Von diesen Arbeitsblättern mit all den wertvollen Inhalten profitiere ich heute noch. Es ging immer darum, Handlungswerkzeuge für den

konkreten Alltag zu entwickeln, herauszufinden, welche für mich am besten funktionieren. Diese wurden dann im Alltag trainiert, Stolpersteine identifiziert und beiseite geräumt oder Wege drum herum gefunden. So kann ich heute mehr oder weniger automatisch auf einige davon zurückgreifen.


Die Stimmung in der Gruppe war offen und positiv, auch wenn wir alle ein schmerzreiches Leben führen. „Schritt ins Leben“ und Gideons Anleitung haben wir das zu verdanken. Er legte immer Wert darauf, dass sich jeder mit seinem Schmerz angemessen wahrgenommen fühlte, diesen und alle Probleme verbalisieren konnte, um dann konstruktiv zu schauen: Wo kommt das her, wo führt das hin, welche Alternativen habe ich und wie will ich zukünftig damit umgehen. Später haben wir dann reflektiert, was hat es verändert, kann das bleiben oder will ich es nochmal anpassen.


Auch heute noch haben wir in der Gruppe losen Kontakt über einen Messenger.


Ich habe mich zu jederzeit willkommen, wertgeschätzt und auch gesehen gefühlt. Meine Erfahrungen waren ebenso wie die jedes Einzelnen für die Gruppe wertvoll. Hier hatten wir den Raum, uns konkret mit den Themen zu beschäftigen, die uns alle so umtreiben, aber auf eine positive Art und Weise. Das empfinde ich auch heute noch als sehr wertvoll.


„Schritt ins Leben“ ist großartig

Anfangs hatte ich mit dem Namen des Programms so ein paar Schwierigkeiten. Irgendwie hat er mich getriggert. Denn auf der einen Seite wollte ich ja mehr Leben, auf der anderen Seite tat es weh, mir einzugestehen, dass ich mich tatsächlich so abgeschnitten davon gefühlt hatte. Heute bin ich mit dem Namen versöhnt.


Ich bin immer noch Schmerzpatientin, aber zuallererst bin ich ein Mensch mit einem wunderbaren Leben.

Tausend Dank

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