Schmerzen sind eine häufige Begleiterscheinung von Krankheiten und Verletzungen. Das kennt ja wohl jeder - vom offenen Knie, über die entzündete Zahnwurzel bis zu Gliederschmerzen bei der Erkältung. Schmerzen sind enorm wichtig, damit wir uns zurückziehen, schonen und der Körper seine Arbeit zur Heilung tun kann. Unser Schmerzsystem kann so auch als Überlebenssystem gesehen werden, dass sicherstellt, dass wir uns im Falle einer solchen Krankheit oder Verletzung um uns selber kümmern. Dabei kann es sein, dass die Schmerzen anhaltend bei uns bleiben und einfach nicht mehr gehen wollen. Dann nennen wir sie irgendwann chronisch. Fiese, oder? Den Untersuchungen nach haben circa 27 Millionen Menschen in Deutschland eine Diagnose, die chronische Schmerzen beinhaltet. 2-3 Millionen haben davon Schmerzen, um die man sich tatsächlich intensiver kümmern muss und die extrem stark einschränkend im Leben wirken können.
Schmerz in unserer Gesellschaft
Für unser Gesundheitssystem stellt das eine riesige Herausforderung da und wird von der Politik immer wieder betont. Alleine die Kosten der ambulanten Behandlung betragen jährlich ca. 9,5 Milliarden Euro, wobei ein Großteil Kosten für die Medikamente sind. Da wird mir schwindelig wenn ich dran denke. Schaue ich aber auf die Kosten meiner Medikamente, wo eine Packung auch mal locker 100 Euro kosten kann, wundert es mich eigentlich nicht.
Es geht aber um Dich
Tatsächlich ist die Herausforderung für uns Schmerzpatienten persönlich aber sehr viel größer und umfasst viele Bereiche unseres Lebens. Und das einzelne Schicksal ist null Komma nix in Euro aufzuwiegen. Die Zahlen habe ich hier nur gebracht um mal eine Größe zu haben und zu verstehen, dass wir nicht alleine sind. Nur in diesem Land hier haben wir Gesellschaft von Millionen von anderen, die Ähnliches durchmachen. Viele fühlen sich damit dennoch komplett alleine und einsam. Chronische Schmerzen sieht man halt im Normalfall nicht. Dabei ist es völlig egal, unter welcher Form von chronischen Schmerz wir leiden. Seien es Rückenschmerzen, Schmerz durch Arthrose oder Rheuma, Fibromyalgie, Nervenschmerzen (auch neuropathischer Schmerz genannt), Migräne, Spannungskopfschmerzen oder auch seltenere Form wie Cluster-Kopfschmerz oder CRPS usw. So stellt die Behandlung von chronischen Schmerzen immer eine Herausforderung für alle Seiten dar.
Anfangs fragen sich viele: Was soll das, warum hört das nicht auf weh zu tun? Keiner findet mehr was und alle sagen ich durfte gar keine Schmerzen mehr haben - bin ich ein Simulant? Habe ich eigentlich chronische Schmerzen?
Ab wann sprechen wir denn überhaupt von chronischen Schmerzen? Die Antwort ist eigentlich ganz simpel. Und sie ist wichtig, weil viele Formen chronischer Schmerzen eine andere Behandlung verlangen als der Akutschmerz. Tatsächlich erhalten aber nur knapp 2% dieser Patienten auch die entsprechende, fachgerechte Behandlung. Waaas....? 🤯 Nee, ehrlich, das ist so! Dummerweise müssen die meisten dafür auch noch in einer größeren Stadt wohnen.
So, wie ist das nun mit chronisch?
Bei chronischem Schmerz geht man davon aus, dass das Schmerzerleben nicht wirklich mit einer möglichen Schädigung im Körper in Einklang zu bringen ist. Also wenn z.B. die Schmerzen nach einer Erkrankung oder Verletzung noch einige Zeit anhalten oder immer wieder auftreten. Das gilt interessanterweise auch für Schmerzen mit darunter liegender Erkrankung wie z.B. Rheuma, Arthrose usw. Die Internationale Schmerzgesellschaft IASP hat da eine Zeitspanne von 3 bzw. 6 Monaten angenommen. Heißt das, da erleben wir Schmerzen aber es wird nichts wirklich Entsprechendes festgelegt?
Ja, das hast Du richtig gelesen. Die Zeitspanne ist einfach eine Übereinkunft. Es ist in keiner Weise so, dass der Schmerz genau nach dieser Zeit entscheidet "Och japp, ich bleib dann mal!"
Vieles hat mit einer Lernleistung unseres Gehirns zu tun, dass sich wiederkehrende Erfahrungen, und Schmerz ist nun mal eine - wenn auch nicht Schöne - Erfahrung, merkt. Ja mehr noch, es lernt Schmerz, genauso wie Vokabeln, Gartenarbeit, Schreiben oder Tennis spielen. Es entsteht ein Schmerzgedächtnis. Und wie alles, was gut gelernt ist, steht es uns schneller, automatischer und besser zur Verfügung - dummerweise auch Schmerzen! Bei 6 Monaten Schmerzen oder solchen, die immer wiederkehren, kannst Du also getrost von chronischem Schmerz sprechen.
Was heißt das nun für Dich?
Solltest Du schon länger Schmerzen haben, die entweder anhalten oder immer wieder kommen, dann wäre es an der Zeit, etwas zu unternehmen! Schmerzen verschwinden nur einfach, wenn sie in Verbindung mit einer Erkrankung stehen, die auch verschwinden kann. Wenn das so ist, dann prima! Wenn nicht, dann ist es an der Zeit (wenn Du es nicht schon längst getan hast), dass Du Dich an eine Ärztin/einen Arzt Deines Vertrauens wendest. Ehrlich, wenn die Schmerzen anhalten und Dir im Weg stehen, Du nicht mehr arbeiten kannst, es schwierig wird, Dich mit Deiner Familie, Freunden oder Hobbys zu beschäftigen, sollte etwas passieren. Chronische Schmerzen tendieren dazu zubleiben und eher über die Zeit fieser zu werden. Also tu Dir den Gefallen und unternimm etwas.
Informationen zur Behandlung findest Du auf den folgenden Seiten:
Hier noch mein kurzes Video dazu:
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