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Beziehungen von Schmerzpatienten: 2 Dinge, die sie auf Dauer schwierig machen und Dein Weg da raus


Als hätten wir Schmerzpatienten nicht schon genug mit unserem Körper zu kämpfen, wird unser soziales Leben durch die Schmerzen auch noch schwieriger. Hier habe ich zwei der wichtigsten Gründe herausgenommen, bei denen Du in der Lage bist sie selbst zu ändern.


Mich haben jetzt mehrere Anfragen erreicht: „Gideon, mach doch mal was zum Umgang mit Freunden und Verwandten oder Partnern!“ Na, hab ich mir gedacht, mache ich doch gerne … aber das ist ein weites und vielfältiges Thema! Bei meinen Überlegungen bin ich schnell dazu gekommen, dass es dazu wohl auch noch Videos geben wird. Zugegeben, diese Mal kann es etwas unbequem werden, weil sich der oder die ein oder andere mal kräftig selber an die Nase packen kann. Ich nehme mich da gar nicht raus. Auch wenn ich eher zum moderateren Mittelfeld zähle, kenne ich doch auch beide hier beschriebenen Seiten in mir.


Mir ist immer wichtig, dass wir Schmerzpatienten das kontrollieren, was wir kontrollieren können - und das ist hauptsächlich unser eigenes Verhalten. Leider haben wir wenig Chancen bei denen, die mit unseren Problemen so gar nicht umgehen können oder einfach Miesepeter sind - egal wie wir uns anstrengen. Die meisten von uns kennen sie. Also werden wir uns in diesem ersten Video zum Thema Beziehungen, und das meint nicht nur Liebesbeziehungen, erst einmal um uns selbst kümmern. Hier schauen wir auf zwei Punkte, nämlich das Schmerzverhalten und den Perfektionismus.

Zu einer Beziehung gehören immer zwei - Du meine Güte wie ausgelatscht … nur stimmt es leider. Das Beziehungen so laufen, wie sie laufen liegt immer auch an uns und wie wir uns darin verhalten. Das kann manchmal recht unbequem sein, sich das einzugestehen. … okay, manchmal sind andere auch einfach doof und gemein! Es sei denn wir haben es mit einer richtigen Täter-Opfer-Konstellation zu tun, sollten wir uns darauf aber nicht vorschnell ausruhen.


Das Schmerzverhalten

Was ist das überhaupt? Wenn wir Schmerzen haben, vor allem wenn sie öfter auftauchen, gewöhnen wir uns bestimmte Reaktionen darauf an. Diese kommen ganz automatisch. Da haben wir ihn wieder den Autopiloten. Was den meisten aber nicht bewusst ist, ist, dass dieses Verhalten, wenn andere es mitbekommen, egal ob es Gesichtverziehen, schmerzhafte Stellen immer wieder reiben, Aufstöhnen, Weinen oder heldenhaft Aushalten, immer mehr Anspannen oder so tun als sei nichts, immer die Beziehung zwischen mir und dem Anderen mitgestaltet. Und entsprechend reagieren Personen auf uns. Das sagt noch nichts darüber aus, ob unser Verhalten in dem Moment hilfreich ist oder nicht, das kannst nur Du beobachten und bemerken.


Hier möchte ich zwei Extreme herausgreifen, die aber gar nicht so selten vorkommen:

Das leidende Klagen und die perfektionistischen Durchhalter. Um es gleich vorweg zu nehmen - beide Verhaltensweisen haben ihre Vor- und Nachteile. Je nachdem in welcher Situation, mit und wo sie zum Zuge kommen. Dauerhaft auf Autopilot können sie jedoch zu massiven Hindernissen werden.


Das leidende Klagen

Schauen wir uns doch zuerst das leidende Klagen an. Dies ist der Fall wenn Du Deine Schmerzen sehr deutlich nach außen zeigst, stöhnst, immer wieder weinst, Dich bei anderen viel über Deine Lage beschwerst.

Partner, Partnerinnen und Kinder halten da meistens länger durch und versuchen mehr für uns da zu sein. Da wir so in unserem Autopiloten gefangen sind, merken wir aber oft nicht, was wir da machen und wie viel Kraft sie das vielleicht kostet - ja sogar zur Chronifizierung unserer Schmerzen beitragen kann. Noch einmal es ist nicht schlimm, sich auch mal auszuweinen, auszusprechen und sich mal von dem Ballast zu befreien. Nein, es kann sogar sehr gut sein. Das ändert sich aber dann wenn es immer wieder geschieht, ein festgefahrenes Verhaltensmuster wird, das zu unserem Funktionieren gehört und nicht zu unserer Lebendigkeit. Wissenschaftliche Literatur hierzu findest Du in der Beschreibung zu diesem Video.


Der perfektionistische Durchhalter

Dann kommen wir zum genauen Gegenteil: der perfektionistische Durchhalter. Wenn Du dazu zählst, dann tendierst Du dazu, Dir keinen Schmerz anmerken zu lassen und versuchst alles im Griff zu haben. Keiner soll es Dir anmerken, wie es Dir geht. Meist willst Du keine Mitleid, Du willst die Dinge wuppen. Zumeist hast Du das Gefühl hauptsächlich zu funktionieren und wenig lebendig zu sein. Dafür kriegst Du eine Menge hin.

So, wie wirkt sich das auf Beziehungen aus? Erst einmal werden wir anerkannt, gelobt, gemocht - ganz ehrlich, dafür tun wir es doch auch … ein bisschen … und dann? Was nicht in unserer Rechnung steht ist, dass sich die anderen daran gewöhnen. Es wird normal. Sie sehen nicht, wieviel Kraft uns das kostet und wir müssen eine Schippe drauflegen, damit wir wieder Anerkennung ernten. Siehst Du schon, wo das hinführt? …Eine Endlosspirale an Überforderung! Wer legt am Ende drauf? … Genau! Typischerweise werden wir dann sauer, verstehen die anderen und ihre Ansprüche an uns nicht mehr und fühlen uns gehetzt. Auch hier gilt: nichts gegen ein gesundes Streben und Zusammenreißen, das kann sehr gut sein. Schwierig wird es wenn wir in der Spirale feststecken und es nicht wirklich bemerken. Manchmal bemerken wir es auch, hängen aber an unseren inneren Regeln wie: „Das muss man doch so machen! Ich kann das doch nicht einfach sein lassen. Ich muss immer mein Bestes geben!“ usw.


Der Weg hinaus!

Der funktioniert in drei Schritten:

  1. Bemerken, was gerade passiert

  2. Mach Dir klar, was Dir wirklich wichtig ist

  3. Verhalte Dich genau nach diesem Punkt

Egal in welche Richtung Du tendierst … oder gar ganz drin steckst … der erste Schritt hinaus ist zu bemerken, was gerade geschieht. Getreu meinem Motto: Du kannst nur etwas ändern, wenn Du weißt, was geschieht. Nur so bekommst Du einen Fuß in die Tür.

Nur bemerken alleine reicht aber natürlich nicht, damit etwas anders wird. Du solltest Dir auch klar darüber sein, wie Du Deine Beziehungen gestalten möchtest, was Dir wichtig darin ist. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen mau, aber überlege Dir mal richtig gut, was Dir in einer Beziehung wirklich wichtig ist. Frag Dich mal, welche Qualitäten Du da gerne zeigen willst und schreibe sie auf. Japp, mach eine Liste. Vielleicht liegt Dir Ehrlichkeit am Herzen - dann sei es auch! Das muss ja nicht heißen, dass Du jedem den Kopf wäschst. Vielleicht geht es aber auch darum zu Dir zu stehen, vielleicht liebevoll oder hilfreich zu sein, etwas zu unternehmen ... oder was auch immer.

Dann überlege Dir, wie Du es umsetzen kannst und tue es. Wenn es schon bekannte Situationen sind, dann bereite Dich darauf vor, indem Du Dir schon vorher vorstellst und durchspielst, wie Du dieses Mal anders reagieren möchtest.



Ich weiß, das klingt jetzt viel einfacher als es dann wahrscheinlich sein wird - so ist es, wenn man mit Gewohnheiten brechen will. Und es wird auch ein paar Anläufe brauchen, bis es so funktioniert, dass Du zufrieden sein kannst. Dann geht es nur noch darum, das durchzuhalten.

Hier ein Wort der Warnung: Es geht um Beziehung! Es kann sein, dass nicht alle darauf erpicht sind, ein anderes Verhalten von Dir zu sehen. Das ist vor allem der Fall, wenn Du es vorher allen recht gemacht hast. Es kann ja sein, dass Du jetzt eher mal unbequem wirst oder aneckst. Hier solltest Du gut abwägen, ob es hilfreich ist oder ob es gute Alternativen gibt. Ansonsten mach Dir klar: Nur eine Null hat keine Ecken! Okay, ne Acht auch nicht …


Frage der Woche:

Wenn Du ganz frei wählen könntest, wie wärst Du dann gerne in Beziehungen? Welche Art von Partner, Mitarbeiter, Elternteil, Freund/Freundin möchtest Du gerne sein? Welche Qualitäten von Dir würdest Du dann gerne zeigen? Schreib es für Dich auf!


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